Eine unbewohnte Insel mitten in der Großstadt, wo Rehe und Biber leben, wo Graureiher und Kormorane reiche Fischgründe vorfinden, wo Beutelmeisen ihre kunstvollen Nester bauen? Ein romantischer Traum?

Innerstädtische Naturgebiete oder Brachflächen stehen unter hohem Investitionsdruck. Nahezu überall führt das dazu, dass sie dem Markt überantwortet werden und die Natur Bürogebäuden weichen muss, im besten Fall kommt noch ein Mix mit Luxus-Wohnkomplexen zustande. 

Ein herausragendes Beispiel, dass eine Stadt auch anders entscheiden kann, bietet die Gemeinde Wien mit der Donau-Insel. Die Donau-Insel liegt als langer Inselstreifen mitten in der Donau zwischen dem Zentrum und den Erweiterungsgebieten der Stadt im Süden und den Stadtteilen und Erweiterungsgebieten auf der Nordseite der Donau – also kostbarer innerstädtischer Boden, ideal für Investoren. Doch hat die Stadt nein gesagt und beschlossen, dieses Gebiet als Naturgebiet zu erhalten. Im Sommer tummeln sich dort Wiener zum Baden und Picknicken, in den unfreundlicheren Jahreszeiten ist die Insel nur von Spaziergängern besucht. Eine geglückte Kohabitation zwischen Menschen in einer grossen, dichten Stadt und einer Tier- und Pflanzenwelt, die sonst nur fern ab des Urbanen zu finden ist.  

Zwei hochkarätige, international renommierte Fotografen haben nun nach jahrelanger Beobachtungsarbeit dieses wilde Leben auf der Donauinsel in einem grossen Buch festgelegt, in wunderbaren, atembenehmenden Foto, begleitet von interessanten und lebendig geschriebenen Texten, die einen Einblick in diese Lebenswelten und in die Massnahmen ihrer Erhaltung vermitteln. Die Fotografen Verena Popp-Hackner und Georg Popp sind spezialisiert in urbaner Wildnis und haben vor wenigen Jahren das vielgerühmte Buch ‘Wiener Wildnis’ vorgelegt: www.wienerwildnis.at – schon fast vergriffen!

Das Donauinsel-Buch ist nun die Fortsetzung der Wiener Wildnis an den Uferzonen der Stadt, ein Portrait des einzigartigen innerstädtischen Naturraums Donauinsel mit seinem aufregenden Leben, das neben dem der Großstädter ziemich unerkannt und geheim einher geht. Gleichzeitig wird in den begleitenden Texten beleuchtet, welcher Massnahmen es immerhin bedarf, dass diese Koexistenz funktioniert. Denn auch urbane Wildnis gibt es nicht zum Nulltarif – auch hier sind erhaltende und steuernde Massnahmen erforderlich. Es wir ein Einblick in den Bereich der urbanen Ökologie gegeben und Verständnis geweckt. Wie kostbar und wertvoll solche innerstädtischen Naturgebiet sind, wie vorbildlich und sinnvoll die Entscheidung einer Stadt zur Bewahrung ‘urbaner Wildnis’ ist, hat sich nun der Zeit der Corona-Pandemie gezeigt: Die Bevölkerung hat, mit dem gebotenen Abstand, mitten in der Stadt eine Möglichkeit zum Luftschnappen und Spazierengehen.