Die Biotope City Wienerberg ist ein Quartier, das in vielen Bereichen Neuland betreten hat. Darin steht sie in der grossen Tradition des Wiener Wohnbaus, der seit 100 Jahren immer wieder mit grossen Projekten weit hinausgeschossen ist über das, was zu der jeweiligen Zeit gängige Praxis war im Wohnbau. Erinnert sei an die Wiener Höfe der 20er Jahre, in denen erstmals der Arbeiterwohnbau als grosse Kategorie selbstbewusst inszeniert worden ist.

Das bekannteste Beispiel hiervon: der Karl-Marx-Hof. Auch ihn schon zeichnete aus, was bis dato typisch ist für den Wiener Wohnbau: Schwerpunkt im Sozialbau, hohe Dichte, ausgedehnte Gemeinschaftsräume und ein erholsamer Aussenraum. Ein anderes herausragendes Beispiel ist die Wohnanlage Alterlaa (Architekt Harry Glück), die in de 70er Jahren entstanden ist und sich mit ihren 4.000 Wohnungen im Sozialbau bis heute grösster Beliebtheit erfreut: lange Wartelisten auf freikommende Wohnungen,Schwimmbäder am Dach und Hallenbädern im Inneren, zahlreiche Gemeinschaftsräume für die Bewohnerinnen. Bis in die 14. Etage verfügt jede Wohnung über einen grossen Balkon mit einem 5 m2 grossem Pflanztrog – Tröge, die durchgängig üppig begrünt sind und mit Leidenschaft durch die Wohner*innen begärtnert werden. Man kann ohne Überreibung sagen: Dies ist wohl weltweit die einzige Massenwohnhausanlage, die keine sozialen Probleme kennt, keinen Vandalismus, keine Kriminalität – im Gegenteil: über 30 Vereine, selber eine eigene Radio- und TV-Station werden durch die Bewohner*innen betrieben.

In diesen Kontext nun reiht sich die Biotope City Wienerberg ein, mit Elan und Nachdruck angestossen durch Harry Glück, der das Konzept der Biotope City, der dichten Stadt als Natur aufgegriffen hat, das durch die Stiftung Biotope propagiert wird als eine Antwort auf die grossen, globalen Veränderungen der Rahmenbedingungen unseres urbanen Lebens.

2014 – der Flyer zur Beteiligung der Umwohnenden
2021 Ansicht der Biotope City Wienerberg von Norden, der Wohnteil des Quartiers abgeschirmt von der stark befahrenen Triester Strasse durch das Bureau-Gebäude und das Hotel.

Einige Daten :

990 Wohnungen
davon 2/3 Sozialbau, alle mit Balkon oder mit Gartenanteil

2 Schwimmbäder am Dach im Sozialbau

1.720 m² Gemeinschaftsräume

1 Schule, 1 Kindergarten

2.000 m² Kinder-/Jugendspielplätze

ca. 20.000 m² Gewerbeflächen

1 Hotel mit 152 Zimmern

 
 
990 Tiefgaragenplätze unter den Gebäuden, sodass zwischen den Gebäuden tiefe Erdkerne frei bleiben für das Wurzelwerk grosser Bäume.
 
420 Radabstellplätze
 
das gesamte Terrain von 5,4 ha ist nur noch zu 40% versiegelt und weitgehend autofrei 
 
dennoch – für die Fachplaner:
     GFZ ~ 3, dh eine hohe innerstädtische Dichte
 

Fundamentell veränderte Rahmenbedingungen für Architektur und Stadtplanung ! nicht weiter so wie bisher !!

Das Konzept Biotope City nimmt diese Entwicklungen als Grundlage für die Planung von Städten und Stadtquartieren der Zukunft. Bauliche Investitionen sollen ja nicht nur zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung, sondern auch in den kommenden Jahrzehnten eine angenehme Lebensumwelt unter den zukünftigen Bedingungen bieten. 

…die regenerativen Mechanismen der Natur nutzen: Blattgrün als natürliche Kühlungs- und Frischluftmaschine ! Bietet gleichzeitig Habitate für Vögel, Insekten und Kleintiere.

… eine reale Utopie – urban leben im Einklang mit der Natur – inklusiv für Mensch, Flora und Fauna

ein kurzer Rundgang durch die Biotope City Wienerberg im Frühjahr 2021 und im Herbst 2020:

im Sommer Schatten – im Winter nach Blattfall Licht und Sonne

Fassadengrün zur Kühlung im Sommer: bis zu 28 Cº kühlere Oberflächen an Gebäuden ! Wichtig für Nachtabkühlung, da sonst Backofeneffekt !

Urban gardening und Gärten für Mieter und Eigentümer

Ergebnis :

bei Hitze-Tagen ø 22ºC niedrigere Luft-Temperatur !!

ø 23ºC niedrigere gefühlte Temperatur !!

Dieser Betrag wurde präsentiert auf dem online-Fachsymposium „Gebäudetypologien des Wohnens für kompakte und lebenswerte Quartiere“ der Stadt Köln am 05.05.2021.