„Green is meant to be part of our lives, it’s a necessity, it’s not a luxury.“ – Veera Sekaran (1)


Ein lebenswertes Leben wird in den Städten immer wichtiger. Dabei spielen städtische Grünflächen eine entscheidende Rolle, da sie als ökologische Ausgleichsflächen und als Erholungsraum für die Stadtbewohner*innen dienen können. Urbanes Grün wie Bäume, Blumen, Pflanzen und Wiesen machen unsere Städte nicht nur attraktiver, sondern auch lebenswerter. Sie reinigen die Luft, regulieren die Temperatur und wirken sich damit positiv auf das Klima und somit auf die Gesundheit der Bürger und Bürgerinnen aus. Grüne Infrastruktur ist daher auch ein entscheidender Beitrag zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels, denn Hitzeperioden werden immer häufiger, heißer und länger. Insbesondere in Städten sind die Hitzebelastungen besonders groß, aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte, der stark bebauten Flächen und dem damit verbundenen Hitzeinsel-Effekts. Städte sind auf Grund dessen genötigt, sich an die veränderten klimatischen Bedingungen mithilfe von verschiedenen Maßnahmen anzupassen. Dabei kann die blaue und grüne Infrastruktur im urbanen Raum zu einer Reduktion des städtischen Hitzeinseleffekts beitragen. Dennoch stehen gerade Frei- und Grünräume durch den steigenden Bedarf von Grund und Boden sowie durch die Erhaltungskosten unter Druck. Begrünungsmaßnahmen von Gebäuden, wie zum Beispiel die Fassadenbegrünungen könnten hier die Lösung sein, denn Fassaden sind noch ungenutzte Flächen in der Stadt, die ein hohes Potenzial für Begrünung darstellen.  

Der urbane Raum weist gegenüber dem Umland klimatisch-ökologische Unterschiede auf. Dichte Bebauungen, verunreinigte Luft durch Abgase und Staub sowie eine hohe Emissionssteigung sorgen für ein verändertes Lokalklima, auch Stadtklima genannt. Kennzeichnend sind neben den bereits genannten Faktoren steigende Temperaturzahlen, höhere Schadstoffbelastungen, geringere Windgeschwindigkeit sowie eine mangelnde Durchlüftung (2). 

Die Überhitzung ist insbesondere in den Sommermonaten spürbar, wenn sich die Gebäude und der dicht bebaute Boden den Tag über aufgeheizt haben. Dieses Aufheizen wird als „städtische Wärmeinsel“ bezeichnet oder auch als „urban heat island effect“ (UHI). Definiert werden diese UHI über den Temperaturunterschied zwischen Stadt und Umland. Auch innerhalb der Stadt können je nach Ausstattung mit grüner und blauer Infrastruktur Temperatur-Differenzen auftreten. Besonders betroffen sind die umschlossenen innerstädtischen Gebiete, da ihnen meist die Verbindung zu Frisch- und Kaltluftschneisen fehlen (3). 

Einer der Hauptursachen ist daher die Ver- und Überbauung natürlicher Oberflächen. Natürliche Oberflächen weisen gegenüber den bebauten Oberflächen Vorteile auf. Durch ihre feuchtigkeitsspendenden Böden kann ein Teil der absorbierten Strahlung in die Verdunstungsprozesse fließen, was wiederum zur Kühlung der umliegenden Umgebung führt (4). Versiegelte Oberflächen hingegen weisen in den meisten Fällen wasserundurchlässige Materialien auf, die sich bei Sonneneinstrahlungen stark aufheizen können. Insbesondere die vertikalen Gebäudeflächen nehmen sowohl die direkte Sonneneinstrahlung als auch die von anderen Gebäudeoberflächen reflektierte Strahlung auf. Zudem wird durch die Bebauung die Luftzirkulation gestört, die die Kaltluftströmung aus der Umgebung verhindert (5). Zusammenfassend kann man festhalten, dass die Intensität des Wärmeinseleffektes von mehreren Faktoren abhängig ist. Unter anderem von der Stadtstruktur, also wie dicht beispielsweise eine Stadt bebaut wurde sowie durch topographische und klimatische Gegebenheiten wie Klimazone und Wetterlage.

Im Hinblick auf die maßgeblichen Veränderungen des Klimawandels werden Hitzeperioden in Zukunft noch häufiger und länger, was wiederum zu erschwerten Belastungen innerhalb der Städte führt. Im Zusammenhang mit dem Klimawandel wird davon ausgegangen, dass bis 2050 die Anzahl der Sommertage (über 25 °C) und die heißen Tage (über 30 °C) in Verbindung mit den sogenannten Tropennächten (über 20 °C) in den meisten Städten steigern wird (6). So steigen die Temperaturen in Städten infolge langer Hitzeperioden stark an und verursachen eine gesundheitliche Belastung der Bürger und Bürgerinnen. Sensible Bevölkerungsgruppen wie ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen oder Kinder sind hierbei besonders betroffen, denn sie können sich nur zum Teil an die erhöhten Wärmebelastungen anpassen. Die Hitze als Gefahr wird hierbei häufig unterschätzt, da sie nicht wie andere Naturkatastrophen eher ein schleichender Prozess ist.
Im Mai 2021 wurde zu diesem Thema eine Studie durchgeführt, die hitzebedingte Sterblichkeit, verursacht durch den Klimawandel, thematisierte. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere Menschen in Ländern mit hohem Emissionsausstoß und einem mittleren beziehungsweise niedrigen Einkommen am stärksten betroffen sind (7). An dieser Stelle wird deutlich, dass der Klimawandel nicht nur ein Umweltproblem, sondern auch eine soziale Herausforderung ist. Matthias Garschagen, Anthropologe der LMU München, stellt hierzu eine entscheidende Frage: „Wer kann sich zum Beispiel überhaupt eine Klimaanlage installieren? Da sehen wir in der Zukunft zunehmend Brüche in der Gesellschaft zwischen denen, die es sich leisten können, sich an den Klimawandel anzupassen und denen, die sich das weniger leisten können.“ (8) 

Unter dieser Prämisse ist es umso wichtiger, nicht nur das Stadtklima im Auge zu behalten, sondern auch zielgerichtete Maßnahmen zu entwickeln, um einer Verschlechterung entgegenzuwirken. Die strategischen Maßnahmen für eine klimasensible Stadtplanung umfassen hierbei verschiedene Ansätze. Dabei nimmt die Sicherung und Entwicklung von blau-grüner Infrastruktur einen wichtigen Stellenwert ein. Doch was ist damit überhaupt gemeint? Unter der grünen Infrastruktur versteht man alle bepflanzten Bereiche der Stadt. Dazu zählen beispielsweise biodiversitätsreiche Parks, Grünflächen, aber auch Dach- und Fassadenbegrünungen. Während das Grün für das Grüne in der Stadt steht, versteht man unter Blau alle Gewässer in der Stadt. Darunter fallen Seen, Kanäle und Flüsse. Da blaue und grüne Infrastrukturen stark miteinander verflochten sind, spricht man häufig von einer blau-grünen Infrastruktur. Diese Infrastruktur kann sowohl aus naturnahen als auch aus künstlich angelegten Elementen bestehen. Die Zusammenarbeit mit der Natur ist hierbei essenziell, denn durch die Schaffung dieser beiden Infrastrukturen in Stadtgebieten kann die Hitzebelastung gemildert werden. Die Funktionen und die Effekte von städtischem Grün und Blau sind hierbei vielfältig. Gerade bei dicht bebauten Flächen und einem niedrigen Grünflächenanteil kommt es verstärkt zu „Hot Spots“, wohingegen Abschnitte mit hohem Grünflächenanteil oder blauer Infrastruktur, sogenannte „Cold Spots“ entstehen. (Abb. 1)  

Abb.1 Auswirkungen von Begrünung am Beispiel der Planung der Biotope City Wienerberg. © Green4Cities

Die blau-grüne Infrastruktur lässt Städte nicht nur attraktiver erscheinen, sie verbessert zudem das Stadtklima. Fassadenbegrünungen sind ein Teil der grünen Infrastruktur, angesiedelt in einem Netzwerk aus verschiedenen grünen Maßnahmen in Städten. Die Begrünung von Gebäuden kann hierbei besonders in den Ballungsgebieten, die deutlich wärmer als die umgebenden Bereiche sind, die urbane Umwelt entscheidend verbessern.

Fassadenbegrünungen sind bereits seit längerem erprobt im Einsatz gegen urbane Hitze. Insbesondere in Folge der steigenden Urbanisierung und der Zunahme von Siedlungs- und Verkehrsflächen sind die Flächen für städtisches Grün begrenzt. Gebäudefassaden spielen dabei eine entscheidende Rolle, denn sie sind ungenutzte Flächen, die ein hohes Potenzial für Begrünung darstellen. Neben dem hohen Maß an Begrünungsflächen bieten sie die Möglichkeit, ökologische Vorteile für die Bewohner*innen und der Stadt miteinander zu vereinen. Diese ökonomischen und Stadt-ökologischen Vorteile werden im Folgenden aufgelistet, um zugleich auch mögliche auftretende Hindernisse darzulegen.

Fassadenbegrünungen oder auch „Living Walls“ genannt, können erd- oder wandgebundene Systeme als auch eine Mischform aus beiden sein. Die Bodengebundene ist hierbei relativ pflegeleicht, denn die Kletterpflanzen wurzeln direkt im Boden und können selbstständig an der Fassade hochwachsen (9) (Abb. 2). 

Abb.2 Bodengebundene Begrünung mit Wildem Wein

Die Bewässerung ist hierbei von der Bodenqualität als auch von der Niederschlagsmenge abhängig. Was wiederum Vor-, aber auch Nachteile mit sich bringt. Bei regelmäßigem Regen kann diese Form des Systems sich selbst erhalten. Wenn es jedoch zu Dürreperioden kommt, müssen anderweitige Parteien, wie zum Beispiel der Mensch, den Boden gießen, um mögliches Austrocknen zu vermeiden.

Die wandgebundene Begrünung bietet die Möglichkeit, gezielt Gebäudefassaden schnell und unabhängig vom gewachsenen Boden zu begrünen (Abb. 3).

Dabei kann sie entweder vertikal oder horizontal umgesetzt werden. Dennoch sind sie im Vergleich zum erdgebundenen System pflegeintensiver und sie sind dauerhaft auf eine künstliche Bewässerung angewiesen (10). Die Mischform ist hierbei selbsterklärend, denn sie ist eine Kombination aus steigender und hängender Bepflanzung.

Form unabhängig, besitzen alle Systeme einen positiven Effekt auf ihr Umfeld. Sie besitzen unter anderem das Potenzial, die Überhitzung städtischer Gebiete (UHI) zu reduzieren und das städtische Klima zu verbessern. Doch wie genau schützt eine begrünte Fläche vor Hitze?

Die Pflanzen der Fassadenbegrünung binden Luftschadstoffe, produzieren Sauerstoff und steuern damit zur Verbesserung der Luftqualität bei. Während des Prozesses der Photosynthese und der Verdunstung der Umgebung wird die Lufttemperatur verringert. Gerade in heißen Sommerperioden tragen sie erheblich zur Kühlung des Stadtraums bei, die wie eine natürliche Klimaanlage wirkt (11). Doch auch bei Starkregen kann die Begrünung mit positiven Eigenschaften zum Regenwasserrückhalts beisteuern. Durch die Verdunstung, aber auch durch die Abflussverzögerung, kommt es zu einer reduzierten Kanalbelastung, die ein Überschwemmen der Straßen verhindert (12). Darüber hinaus verhindert die Verschattung der Bepflanzungen das starke Aufheizen der Fassade, wodurch ebenfalls eine Kühlung der Oberfläche erzielt wird, sowohl von Außen als auch von Innen (13). In Folge der verringerten Hitzebelastung kommt es zu geringeren gesundheitlichen Belastungen und die nächtlichen Bedingungen für einen erholsamen Schlaf sind gegeben (14).

Neben den kühlenden und regulierenden Effekten des Klimas ist die Gebäudebegrünung auch ein effektiver Lärmschutz. Die begrünte Fläche dämpft auftretenden Schall, wodurch die Schallreflexion gemindert wird (15). Lärmminderung und Schallreflexion sind hier jedoch von verschiedenen Faktoren, wie unter anderem die Blätterdichte oder Blätterdicke abhängig (16). Hinzu kommt, dass die Gebäudebegrünung einen wesentlichen Teil zur Artenvielfalt beiträgt. Sie bildet einen wichtigen Lebensraum für diverse Tierarten, wie unter anderem für Vögel, Fledermäuse und Schmetterlinge.

Neben den ökologischen Faktoren gibt es auch sogenannte passive Faktoren, die mit den aktiven einhergehen und ebenfalls für eine Fassadenbegrünung im Stadtraum sprechen.

Fassadenbegrünungen nehmen zum Beispiel nur eine geringe Fläche in Anspruch, die bereits vorhanden ist. Dabei wird das unterliegende Material geschützt, das zugleich einen Blickschutz verkörpert. Weitere Faktoren wie die Aufwertung des Stadtquartiers sollen hier ebenfalls angemerkt werden. Darüber hinaus können sie auch eine Attraktion darstellen, die Reisende dazu einlädt, die Fassaden zu besuchen. Interessantes und bekanntes Beispiel ist die begrünte Fläche L’Oasis d’Aboukir von Patric Blanc in Paris, welches jährlich mehrere Besucher*innen anlockt und zum Verweilen einlädt (Abb. 4). 

Abb. 4 Begrünte Hauswand L’Oasis d’Aboukir von Patric Blanc, Paris 2021

Wenn man sich weitere Beispiele des französischen Botanikers ansieht, fällt auf, dass man unterschiedliche Variationen vorfindet. Gestaltungsvielfalt ist somit ein weiterer Aspekt der Fassadenbegrünung, der im Stadtraum sichtbar wird, anders als zum Beispiel bei den Begrünungsmaßnahmen der Dächer.

Vertikalbegrünungen vereinen eine Vielzahl an positiven Wirkungen, dennoch finden wir diese nur vereinzelt im städtischen Raum. Das hat unterschiedliche Gründe. Obwohl es inzwischen weit aus mehr Unternehmen gibt, die auf vertikale Bepflanzungen spezialisiert sind, kann es dennoch bei der Planung an mangelndem Fachwissen sowie fehlenden Abstimmungen scheitern. Begrünungsmaßnahmen setzen eine intensive Pflege und bestimmte Regeln der Technik voraus, wie etwa der Pflegeaufwand, der je nach Art der Begrünung regelmäßige Betreuung oder eine Bewässerung bei nicht erdgebundener Fassadenbegrünung benötigt. Falls all das nicht berücksichtigt wird, kann es zur Austrocknung der Pflanzen kommen, das ein hohes Verlustrisiko bedeutet, was sich wiederum erheblich auf die Kosten auswirken kann. Die Kosten einer vertikalen Bepflanzung hängen wiederum von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel die Größe der begrünten Fläche, die Art der Bepflanzung oder die Möglichkeiten einer öffentlichen Finanzierung (17). Dabei gibt es deutschlandweit bereits einige Förderprogramme, die die positiven Auswirkungen der Gebäudebegrünung als wichtigen Faktor für die Bekämpfung des steigenden Klimas wahrgenommen haben. Das NRW Landesministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz unterstützt zum Beispiel als Klimaanpassungsmaßnahme die Dach- und Fassadenbegrünung mit einer finanziellen Förderung von bis zu 300.000 € pro Kommune (18).

Auch Berlin startete 2019 eine Förderung, die „1.000 Grünen Dächer“, die jedoch nur die Dachfläche mit einbezieht und eine Fassadenbegrünung außer Acht lässt (19). 

Weitere Faktoren, die bisherige Unternehmen oder Parteien daran gehindert haben, die ungenutzten vertikalen Flächen in Grüne zu verwandeln, ist unter anderem die Beschaffenheit des Gebäudes. Nicht jede Fassade ist für diese Art der Begrünung geeignet, denn nur ein guter bautechnischer Zustand des tragenden Gemäuers ist hierfür geschaffen. Insbesondere Altbauten sind anfälligere Fassaden, die die Bausubstanz angreifen kann. Auch können rechtliche Aspekte die Begrünung einer Fassade erschweren, wie unter anderem der Denkmalschutz (20). Wenn eine Fassade denkmalgeschützt ist, muss zuvor ein Antrag auf Genehmigung erfolgen, dasselbe gilt für eine Umsetzung auf privatem Grund (21). Darüber hinaus kann es bei renovierungsbedürftigen Gebäuden zu erschwerten Bedingungen kommen, denn die Instandhaltung kann nicht bei begrünten Flächen vorgenommen werden. Zudem haben auch Anwohner*innen ein Mitspracherecht. Nicht jede Person ist von den vertikalen Gärten begeistert, denn, wie oben bereits erwähnt, bieten diese einen Lebensraum für verschiedenste Tierarten. Susanne Anneliese Schlößer hat 2003 in ihrer Dissertation sich mit der Akzeptanz der Fassadenbegrünung auseinandergesetzt und hierbei Umfragen durchgeführt, die unter anderem als Negativ-Aspekt die Insektenplage anspricht (22).

Gleichwohl gibt es Städte, die die vertikale Vegetation als Chance erkannt haben, um den urbanen Raum effektiv zu nutzen und gleichzeitig die Biodiversität in der Großstadt zu verbessern. Als Beispiel kann hier Singapur genannt werden, denn der Stadtstaat ist weltweit führend in der Begrünung von Gebäuden. Der Ort ist angesichts der begrenzten Landflächen und der vertikal urbanisierten Landschaft ein idealer Ort für Fassadenbegrünungen. Veera Sekaran, der „Pflanzenflüsterer“ von Singapur, hat diese städtische Landschaft als Chance erkannt und hat mit seinem Unternehmen Greenology bereits mehr als 350 Fassadenbegrünungsprojekte umgesetzt (23). Das Unternehmen wurde 2008 gegründet und basiert auf der Kernphilosophie: Auf möglichst zugängliche Weise Grün in die Städte zu bringen. Auf Basis dieses Grundgedankens wurden städtische Begrünungssysteme in Gemeinschaftsräumen, wie zum Beispiel in Bürogebäuden oder in Einkaufszentren installiert. Einige der vertikalen Gärten sind unter anderem im Changi Airport Singapore zu sehen (24). (Abb. 5) 

Abb. 5 Fassadenbegrünung mit Wasserfall im Changi Airport in Singapur

Bei der Installation der vertikalen Gärten des Unternehmens wurde auf ein unkompliziertes und nachhaltiges System Wert gelegt. Durch installierte Technologien können die Bewässerungssysteme, die Bodenfeuchtigkeit und das Licht ferngesteuert werden. Um den Energieverbrauch zu senken, wurden LED-Beleuchtungen eingesetzt, die in der Regel bis zu 80 Prozent weniger Energie verbrauchen als herkömmliche Glühbirnen (25). 

Während Greenology sich auf öffentliche Plätze fokussiert, richtet der Mailänder Stefano Boeri sein vollstes Interesse dem Wohnungsbau. Darunter fällt unter anderem das 2014 fertiggestellte Wohnhochhaus Bosco Verticale in Mailand. Die Metropole Mailand hat wie andere europäische Großstädte mit Luftverschmutzung, Hitzeinseln und mit wenig Platz für Grünflächen zu kämpfen. Der Architekt adressiert mit seinem Projekt diese Pläne und hat ein Haus für Bäume geschaffen, indem auch Menschen wohnen. Dabei ist dieser Wohnbau einer der wenigen, die nicht nur den Menschen in den Mittelpunkt rückt, sondern auch die Beziehung zwischen Menschen und anderen Lebewesen. (Abb. 6)

Der vertikale Wald besteht aus zwei Türmen, in denen insgesamt 1.700 Quadratmeter begrünt wurden. Die Bewässerung ist hierbei zentralisiert und wird über eine ferngesteuerte Anlage überwacht. Das Wasser, was für die Bewässerung genutzt wird, wird aus dem gefilterten Abwasser der Hochhäuser gewonnen. Ein innerstädtischer nachhaltiger Zyklus, der zudem Lebensraum für zahlreiche Tiere ist, darunter 1.600 Vogel- und Schmetterlingsarten (26). 
Ungeachtet von den positiven und nachhaltigen Aspekten sind die Zwillingstürme ein Prestigeprojekt. Damit die Fassaden so intensiv begrünt werden konnten, mussten diese erst gebaut werden. Mehrere Millionen von Euro sind in das Projekt geflossen, welches keine geringen oder mittelständigen Arbeiter*innen anspricht, sondern nur die Wohlhabenden von Mailand (27). 

Das geht aber auch anders, denn Fassadenbegrünungen können genauso gut an bereits bestehenden Fassaden angepflanzt werden, wie Projekte weltweit aufzeigen.

Fussnoten:

(1) Sekaran, Veera: Grüne Architektur – Die Zukunft der Städte? (25.04.2018), in: SWR [URL: https://www.swr.de/swr2/wissen/gruene-architektur-die-zukunft-der-staedte-100.html] (abgerufen am 21.11.2021).

(2)   Vgl. Matzarakis, Andreas: Die thermische Komponente des Stadtklimas, Freiburg 2001, S. 3.

(3)  Vgl. Dettmar, Jörg, Pfoser, Nicole und Sieber, Sandra: Gutachten Fassadenbegrünung, Darmstadt 2016, S.11.

(4)  Vgl. Magistrat der Stadt Wien: Urban Heat Islands. Strategieplan Wien, Wien 2015, S. 7. 

(5)  Vgl. Magistrat der Stadt Wien 2015, S. 8.

(6)  Vgl. Dettmar, Pfoser und Sieber 2016, S.10.

(7)  Vgl. o.A.: Forscher machen Klimawandel für Millionen Hitzetote verantwortlich (23.05.2021), in: Zeit Online, [URL: https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2021-05/hitzetote-klimawandel-erderwaermung-todesfaelle-nature-climate-change- bericht] (abgerufen am 25.11.2021). 

(8)  Vgl. Huber, Ortrun: Hitze in der Stadt: Wird der Klimawandel zum sozialen Problem? (20.02.2020), in: BR 24, [URL: https://www.br.de/nachrichten/wissen/hitze-in-stadt-wird-der-klimawandel-zum-sozialen-problem,Rr20wwM] (abgerufen am 25.11.2021). 

(9)  Vgl. Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA): An die Wände – Fertig – Grün! Hamburger Fassadenbegrünung, Hamburg 2020, S. 7. 

(10)  Vgl. Bundesamt für Umwelt (BAFU): Hitze in Städten. Grundlage für eine klimaangepasste Siedlungsentwicklung, Bern 2018, S. 66. 

(11)  Vgl. Hancvencl, Georg: Fassadengebundene Vertikalbegrünung. Untersuchungen des Mikroklimas fassadengebundener Begrünungssysteme, Wien 2013, S. 13.

(12)  Vgl. Dettmar, Pfoser und Sieber 2016, S.11. 

(13)  Vgl. Brune, Miriam, Bender, Steffen und Groth, Markus: Gebäudebegrünung und Klimawandel. Anpassung an die Folgen des Klimawandels durch klimawandeltaugliche Begrünung, Hamburg 2017, S. 12. 

(14)  Vgl. Ebd.  

(15)  Vgl. Mann, Gunter: Mehr Lebensqualität: Lärmminderung durch Gebäudebegrünung (03.12.2019), in: Momentum Magazin [URL: https://momentum-magazin.de/de/mehr-lebensqualitaet-laermminderung-durch-gebaeudebegruenung-2/] (abgerufen am 26.11.2021). 

(16)  Vgl. Ebd.

(17)  Vgl. Fachvereinigung Bauwerksbegrünung E.V.: Grüne Innovation Fassadenbegrünung, Saarbrücken 2016, S. 3. 

(18)  Vgl. Projektträger Jülich (PtJ): Sonderprogramm „Klimaresilienz in Kommunen” im Rahmen der Corona-Hilfe des Landes Nordrhein-Westfalen, Jülich 2020, S. 12. 

(19)  Vgl. Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Öffentlichkeitsarbeit: Förderrichtlinie zum Programm „1.000 grüne Dächer“, Berlin 2019, S. 6. 

(20)  Vgl. Dettmar, Pfoser und Sieber 2016, S. 69. 

(21)  Vgl. Green City e.V: Praxisratgeber Gebäudebegrünung. Empfehlungskatalog für Eigentümer und Interessierte in München, München 2015, S. 13. 

(22)  Vgl. Schlößer, Susanne Anneliese: Zur Akzeptanz von Fassadenbegrünung: Meinungsbilder Kölner Bürger – eine Bevölkerungsbefragung, Köln 2003, S. 73 

(23)  Vgl. Tan, Adeline: Creating a vertical urban jungle (02.10.2017), in: The Business Times [URL: https://www.businesstimes.com.sg/companies-markets/emerging-enterprise-2017/creating-a-vertical-urban-jungle] (abgerufen am 27.11.2021). 

(24)  Vgl. o.A.: The Healing Touch of Nature (17.05.2019), in: Temasek [URL: https://www.temasek.com.sg/en/news-and-views/stories/sustainability/generational-investing/the-healing-touch-of-nature] (abgerufen am 21.11.2021). 

(25)  Vgl. Ebd. 

(26)  Vgl. Boeri, Stefano: Vertical Forest, in: Stefano Boeri Architetti [URL: https://www.stefanoboeriarchitetti.net/en/project/vertical-forest/] (abgerufen am: 12.10.2021). 

(27)  Vgl. Dunker, Kerstin: Bosco Verticale: Waldtürme zum Wohnen (12.03.2021), in: Cradle [URL: https://cradle-mag.de/bosco-verticale-waldtuerme-zum-wohnen/] (abgerufen am 12.10.2021).