In memoriam HARRY GLÜCK – ein Nachruf

Helga Fassbinder

 

Der renommierte Wiener Architekt Harry Glück ist am 13.12.2016 verstorben. Er war einer der großen Pioniere der grünen Architektur in der dichten Stadt. Wir vom Biotope City Journal haben in der Vergangenheit mehrere Artikel über ihn und seine Arbeit veröffentlicht. Selbst im Alter von fast 92 Jahren war er noch ein begeisterter Architekt mit einem umfassenden Blick auf Mensch und Gesellschaft, der sich unermüdlich für einen qualitativ hochwertigen sozialen Wohnungsbau einsetzte, der ein menschenwürdiges Leben ermöglicht.

Dass er schon vor vielen Jahren die Fühler nach „Biotope City“ ausgestreckt hatte, als das Konzept der dichten Stadt als Natur noch fast niemanden in der Szene der Architekten und Stadtplaner ansprach, zeigt nicht nur seine Offenheit, sondern mehr noch: seine Fähigkeit, auch im hohen Alter weit vorauszudenken und Schlussfolgerungen für sein Fach zu ziehen.

Harry Glück hat mit seinem unermüdlichen Engagement und seinem großen sozialen Verantwortungsbewusstsein ein wichtiges Werk hinterlassen, das mehr denn je ein Ratgeber für Architekten des städtischen Wohnungsbaus ist. Er stand in der Tradition des Wiener Wohnbaus, der in den 1920er Jahren mit beispielhaften Wohnanlagen wie den Wiener Höfen begann. Die in den 1970er Jahren errichtete Wohnhochhaussiedlung Alterlaa in Wien ist bis heute bei den Bewohnern sehr beliebt und ein Vorbild dafür, dass Wohnhochhäuser auch zu einem hohen Lebensstandard führen können, so dass die Bewohner keine Lust mehr haben, umzuziehen, sondern die Wochenenden und Kurzurlaube gerne zu Hause verbringen. Dieser Komplex des Sozialen Wohnungsbaus mit seinen drei Wohntürmen beweist auch, dass es tatsächlich möglich ist, ein lebendiges, aktives, positives Gemeinschaftsgefühl unter seinen Bewohnern zu haben. Auch Glücks andere Projekte, die in die Skyline der Innenstadt integriert sind, nahezu alle errichtet als Sozialwohnungen, sind nach wie vor vor vorbildlich, ebenso wie Alterlaa. Sie alle verfügen über ein Schwimmbad auf dem Dach.

Harry Gück hatte bis zu seinem Lebensende Projekte vorangetrieben, die seiner Grundphilosophie Gestalt geben sollten: Es ging ihm darum, im sozialen Wohnungsbau Situationen zu schaffen, die den Grundbedürfnissen des Menschen nach Nähe von Grün und Wasser Rechnung tragen. Dies war die Grundlage unserer Zusammenarbeit. Das erste Projekt dieser Zusammenarbeit war das Altmannsdorfer Dreieck in Wien, das leider aufgrund von Brandschutzvorschriften nicht so begrünt verwirklicht werden konnte, wie konzopiert. Das zweite Projekt, die „Biotope City Wienerberg“, ist im Bau und wird Ende 2020 bezogen sein. Die Internationale Bauaustellung Wien IBA 2022 sieht in diesem Projekt einem Kandidaten für ein Pilotprojekt für die Ausstellung 2022.